Was haben wir uns dieses Jahr geschenkt? Was haben wir gelassen – mal frustriert, mal erleichtert – und was ist daraus entstanden? Und was haben wir uns geschenkt – was haben wir einander gegeben?
Geschenkt haben wir uns das Zögern, das Abwarten und haben gleich Ende März die ersten reinen Onlinefortbildungen umgesetzt. Geschenkt haben wir uns einige der üblichen Routinen. Ausschließlich in Jahreszyklen zu planen und zu arbeiten zum Beispiel oder immer drei Wochen vor Kursbeginn die Einladung zu verschicken. Viele Onlinefortbildungen haben wir mit wenigen Wochen Vorlauf ins Programm genommen, bei den meisten kann man sich noch am Vortag anmelden. Gewonnen, nun ja, zunächst mal erarbeitet haben wir uns Flexibilität und Tempo, gewonnen haben wir Kreativität und Schwung. Den Schwung, der daraus entsteht, gemeinsam Neues zu wagen. Wir haben mit bewährten Referent*innen neue Formate entwickelt und mit neuen Referent*innen unser Themenportfolio erweitert. Wir haben uns den 100%igen Perfektionismus geschenkt und den Anspruch, alles immer vorher zu wissen – und dann kam die Offenheit, das Dazulernen, das gemeinsame Entdecken, wie nicht nur Methodenvermittlung, sondern auch Demokratiebildung und Persönlichkeitsentwicklung digital funktionieren. Wir haben aufeinander vertraut und neue Ideen, ein offenes Ohr und viele neue Teilnehmende dazugewonnen.
Geschenkt haben wir uns in diesem Jahr die Selbstverständlichkeit, Gäste im Haus zu erwarten. Wie schön waren Sommer und Herbst mit Präsenzseminaren und Feriengästen! Wie schmerzhaft war es, das Haus im November vorerst wieder zu schließen. Ein Großteil unserer Mitarbeitenden ist in Kurzarbeit und trägt in großer Solidarität, aber auch Sorge diese Entscheidung mit. Das Miteinander haben wir uns nicht geschenkt und freuen uns auf eine gemeinsame Adventsandacht im Team Dezember und die Hoffnung, im kommenden Jahr auch vor Ort in Josefstal wieder viele Gäste willkommen heißen zu dürfen.
Was haben Sie sich, was habt ihr euch geschenkt? Was hat sich in den Lücken entwickelt, das vorher womöglich keinen Platz gefunden hat? Und was ist dank unerwartetem Freiraum, mehr Zeit und größerer Aufmerksamkeit gediehen und hat Blüten und Triebe hervorgebracht? Wir laden Sie und euch zum Überlegen, Antworten und Teilen ein und freuen uns, so gemeinsam durch den Advent zu gehen.
Julika Bake, Fortbildungsreferentin im Studienzentrum Josefstal