Themenzentrierte Interaktion

„Eine Gruppe wird nicht dadurch gestärkt, daß Personen ihre Individualität aufgeben, sondern dadurch, daß diese sich in der jeweiligen Gemeinschaft aktualisieren. Jeder Mensch verwirklicht sich in der Beziehung zu den anderen und in der Zuwendung zur Aufgabe.“ (Cohn/Matzdorf, S. 71)

 

Was ist TZI?

Die TZI, kurz für Themenzentrierte Interaktion, ist ein modernes, ganzheitliches Konzept zum Arbeiten in und Leiten von Gruppen. Sie gibt Analyse- und konkrete Arbeitsmethoden an die Hand, um in Gruppen gut arbeiten zu können.

 

TZI und das Vier-Faktoren-Modell

Die TZI nimmt vier Faktoren in den Blick, deren Berücksichtigung das Arbeiten in und die Leitung von Gruppen voranbringen:

  • ICH: Jede einzelne Person mit ihrer individuellen Biografie, ihrer Tagesform, ihrem individuellen Wissen, ihren Vorerfahrungen, Erwartungen, Gefühlen,
  • WIR: Die soziale Interaktion, das Beziehungsgefüge in der Gruppe
  • ES: Der Inhalt, um den es geht, bzw. die Aufgabe, zu der die Gruppe zusammenkommt
  • GLOBE: Das – politische, gesellschaftliche, ökologische, strukturelle, wirtschaftliche – Umfeld, das die Zusammenarbeit in der Gruppe beeinflusst und bedingt und das umgekehrt von der Gruppe beeinflusst wird
Das Vier-Faktoren-Modell der TZI
 
Störungen haben Vorrang – Sei deine eigene Chairperson!

Schon mal gehört? Die TZI fördert die Handlungsfähigkeit in Gruppen mit zwei Postulaten. „Störungen haben Vorrang“ heißt „Störungen nehmen sich Vorrang“. Wenn Störungen ignoriert oder geleugnet werden, spielen sie sich selbst in den Vordergrund und behindern die Gruppe. Werden sie aber wahrgenommen und bearbeitet, kann die Gruppe vorankommen. „Sei deine eigene Chairperson“ erinnert jede*n daran, Verantwortung für sich und das eigene Handeln zu übernehmen und zu nutzen.

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TZI: Haltung und Methode

Die TZI basiert auf einem humanistischen Menschenbild und einer entsprechenden Haltung anderen Menschen und sich selbst gegenüber. Der einzigartige Wert jedes*r Einzelnen steht im Mittelpunkt und die damit verbundene uneingeschränkte Achtung.

Diese Haltung drückt sich im Leitungsstil, im Umgang mit Einzelnen sowie mit Gruppen und in der Art der Selbstleitung aus. Die Beschäftigung mit TZI fördert die Fähigkeit, eigene Interessen und Ziele in den Gruppenprozess einzubringen und gleichzeitig mit den Zielen und Bedürfnissen der andern respektvoll umzugehen. Die Erledigung der gemeinsamen Aufgabe bzw. des Gruppenvorhabens steht dabei im Fokus, mit einer realistischen Einschätzung der vorgegebenen Rahmenbedingungen.

TZI als Hilfe in Konflikten

Die TZI hilft, Konflikte und Kommunikationsstörungen offenzulegen, zu klären und für die Weiterentwicklung zu nutzen. Auch Wandel und Veränderungprozesse lassen sich mit Unterstützung von TZI konstruktiv gestalten, indem die wesentlichen Themen in den Blick kommen und gemeinsam bearbeitet werden können.

Ruth Cohn – Gründerin der TZI

Entwickelt wurde die TZI von Dr. h. c. Ruth Cohn (1912-2012). Die Psychoanalytikerin und deutsche Jüdin emigrierte 1941 in die USA. Auf der Grundlage der Psychoanalyse und der humanistischen Psychologie entwickelte Ruth Cohn die Themenzentrierte Interaktion. Sie war eine der wichtigsten Vertreter*innen der humanistischen Psychologie. 1974 kehrte sie nach Europa zurück.

Hier einige ausgewählte Zitate von Ruth Cohn:

„Mein Lieblingsthema ist: Was mache ich mit mir, wenn der andere nicht so ist, wie ich ihn haben möchte?“ (Anteilnehmen, S. 106)

„Alles, was gesagt wird, soll echt sein; nicht alles was echt ist, soll gesagt werden.“ (Farau / Cohn, S. 280)

„Ich erlebe, dass ich umso autonomer bin, je mehr ich mir unserer Interdependenz bewusst werde, und um so gemeinschaftlicher, je mehr ich meine Eigenart pflege. (Farau / Cohn, S. 375)

„Ich bin nicht allmächtig, ich bin nicht ohnmächtig, ich bin partiell mächtig.“ (Farau / Cohn, S. 379)

Literaturhinweise

Es gibt viel lesenwerte, wissenschaftliche und praxisorientierter Literatur zur TZI, vor allem, aber bei weitem nicht nur von Ruth Cohn. Eine ausführliche Literaturliste finden Sie beim Ruth Cohn Institut International. Wir haben aus folgenden Beiträgen zitiert:

  • Cohn, RuthC., Matzdorf, Paul (1983), Themenzentrierte Interaktion, in: R. Corsini, Handbuch der Psychotherapie. Weinheim-Basel: Beltz, 1272-1314.
  • Cohn, Ruth C. & Farau, Alfred 1984: Gelebte Geschichte der Psychotherapie, Stuttgart.
  • Cohn, RuthC. (Hg.) (1993), Es geht ums Anteilnehmen. Die Begründerin der TZI zur Persönlichkeitsentfaltung. Freiburg: Herder.

Kurse in Themenzentrierter Interaktion

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