Einfach wieder im Team arbeiten?
Heute mal was Praktisches. Der Sommer steht vor der Tür und die Homeofficepflicht endet – vorerst. Immer mehr Menschen kehren zurück in die Büros und an die Arbeitsplätze und wir können erleichtert aufatmen. Vergessen wir doch einfach, was war und freuen uns, dass alles wieder „wie früher“ ist.
Ja, das ist unsere Sehnsucht derzeit. Aber unter der Oberfläche wissen wir, die Pandemie hat Spuren hinterlassen. Tut es weiterhin. Sei es durch Überbelastung, Verluste, Ängste, verlorene Selbstwirksamkeit oder erfahrene Entschleunigung – jede*r von uns hat die eigene Geschichte weitergelebt, auch wenn wir uns nicht so oft sehen konnten, weniger Kontakte hatten, weniger Gespräche, weniger Miteinander.
Zeit, um inne zu halten und uns wieder „auf Stand“ zu bringen
Was ist passiert, was hat unsere Kolleg*innen beeinflusst, geprägt, beschäftigt? Welche Änderungen haben sich vielleicht ergeben? Wenn wir voneinander wissen, wird Zusammenarbeit menschlicher, nachsichtiger, motivierter und wieder ein Grund zur Freude. Es macht also durchaus nicht nur aus Neugier Sinn, den Neustart ins gemeinsame Arbeiten bewusst zu gestalten.
Die Methode, die ich Dir dazu heute vorstellen will, ist nicht nur jetzt für den Wiedereinstieg in die Präsenz geeignet, sondern auch überall sonst, wo wir kleine Neustarts im Team haben: Eine neue Kolleg*in kommt dazu, Fusionen oder Kooperationen stehen an, ein Thema wird neu ins Team gebracht, etc.
Zusammenkommen
Du brauchst dafür
- pro Mensch ein langes Seil oder eine etwas dickere Kordel, Schnur. Gern bunt.
- einen großen Raum oder eine halbwegs ebene Fläche draußen
- verschiedene kleine Gegenstände – je unterschiedlicher, desto besser. Outdoor geht auch Naturmaterial ganz wunderbar.
Aufgabe
Die TN erhalten ein Seil und gestalten damit ihren persönlichen Weg (Berufsbiographie, das letzte Jahr, o.ä.) bis zum Zeitpunkt des (Wieder-)Eintritts ins Team. Gib hier einen Zeitraum an, dann haben es die Teilnehmenden es leichter. Sie können ihr Seil gerade, geknickt, gewunden auslegen und mit Gegenständen markante Punkte gestalten. Mit dem Eintritt ins Team (zu welchen Zeitpunkten jeweils) mündet ihr individuelles Seil ins Teamtau und wird dort zusammen mit den anderen weitergeführt.
Einleitung
Am besten nimmst Du zu Beginn alle Kordeln oder Seile in die Hand und drehst einen dicken Strang. Nach einer Begrüßung führst Du in die Aufgabe ein. Das kann so klingen:
„Schön, dass wir hier zusammen sind. Ein starkes Team sind wir (mit Blick auf das Tau). Wir halten fest zusammen, haben gemeinsame Aufgaben, gemeinsame Zeit, die wir verbringen, und gemeinsame Themen, die uns einen. Aber jede und jeder von uns hat seine individuelle Geschichte, ein Leben, das geprägt hat, Vorerfahrungen (im Hinblick auf Thema XY). Die können ganz unterschiedlich sein, ganz individuell [Hier kannst Du beginnen, das Tau langsam aufzudröseln] Wie unser Team bestehen kann, das verstehen wir noch besser, wenn wir uns Zeit nehmen und hinsehen, wie wir zusammengesetzt sind. Dazu möchte ich euch heute ermutigen und Gelegenheit geben….“
Wahrnehmung
Haben alle Teilnehmenden ihren persönlichen Teil fertiggestellt und ins Teamtau münden lassen, folgt eine Phase wertschätzenden Wahrnehmens und Sharings. Wer mag, erzählt etwas zu markanten Punkten, die für die anderen interessant oder wichtig sind. Es ist Zeit für Rückfragen an Einzelne. Vielleicht ergibt sich daraus so etwas wie eine kleine Bedienungsanleitung für das gemeinsame Miteinander oder Konsequenzen für die Weiterarbeit?
Weiterführung
Zum Ende bietet es sich an, einen Ausblick auf die gemeinsame Zukunft zu werfen oder eine gemeinschaftsstiftende Aktion durchzuführen.
Anstelle der Seil/Tau-Metapher kannst Du natürlich auch von Flüssen oder kleinen Wegen sprechen, die zusammenführen. Entsprechend begleitest Du die Weiterarbeit dann mit Fragen wie „Was liegt vor uns auf dem gemeinsamen Weg?“ oder „Wohin mag der Fluss uns führen?“
Sei kreativ und passe die Methode auf Deinen Teamkontext an. Viel Vergnügen damit und auf gute Anknüpfungspunkte!