Wie das Neue in die Welt kommt – mit dieser Frage sind wir im Januar in dieses Jahr gestartet. Den Abschluss macht heute Katja Pelzner, Kommunikationsdesignerin:
In meinem Beruf steht immer etwas Neues an.
„Natürlich mache ich auch viele „Brotjobs“ und gestalte Programme und Flyer nach einem bestehenden Design. Das richtet sich dann mehr nach Übersichtlichkeit und Zweckmäßigkeit als richtiger Innovation. Form follows function. Aber oft entwerfe ich auch wirklich Neues. Ein neues Logo zum Beispiel oder die Illustration einer neuen Veranstaltungsreihe.
Um so etwas entwickeln zu können, ist eine Mischung aus Isolation und Inspiration nötig.
Erst schärfe ich meine Aufmerksamkeit, sammle ganz verschiedene Beobachtungen und Ideen, lasse mich von der Natur und dem Alltag inspirieren. Ist ein Auftraggeber oder Arbeitsfeld ganz neu, informiere ich mich natürlich über sie. Dann brauche ich Ruhe ohne Telefon oder Tagesgeschäft, einfach Zeit zum Rumspielen und Ausprobieren. Mit der Zeit habe ich ein Formenrepertoire aufgebaut, das ich abrufe; auch mit Gegensätzen spiele ich. In dieser ersten Phase tausche ich mich nicht mit anderen aus. Erst wenn ich mir ein eigenes Bild gemacht habe, spreche ich Kolleg*innen oder Bekannte an, hole mir Feedback und entwickle so einen Entwurf, den ich der Kundin präsentiere.
Am Ende muss man sich irgendwann entscheiden
… sonst wird man nie fertig, egal wie gut der Entwurf ist. Da hilft es, wenn das entscheidende Gremium nicht allzu groß ist. Und zugleich kann man vorher nicht immer alles absehen, sondern muss in der Praxis einfach testen, was wie funktioniert. Das beste Corporate Design nützt nichts, wenn die Umsetzung im Alltag nicht klappt und das entsprechende Konzept in der Schublade oder dem Unterordner verstaut und vergessen wird.
Wichtig ist natürlich, vorher im Briefing zu klären, ob überhaupt etwas ganz Neues gewollt wird. Ich bin ja Dienstleisterin, keine freie Künstlerin. Manchmal wollen Institutionen auch Traditionen aufgreifen, da ist Innovation nicht der erste Gedanke, sondern im Gegenteil ein konservatives Standing fürs Marketing wichtig. Wenn explizit etwas Neues gefragt ist, sind viele neugierig und warten auf meine Einfälle.
Oft kommt dann etwas anderes raus als erwartet.
Mal kommt die Begeisterung sofort, mal dauert’s. Totale Ablehnung kommt selten vor, aber manchmal muss ich tatsächlich von vorn anfangen. In der Regel aber ist nach einer ersten Gewöhnungsphase die Freude über das Neue groß.
Meine Tipps, um Neues zu entwickeln: Seid offen und aufmerksam in allen Lebensbereichen, nehmt wahr, was um euch herum ist. Versucht einzuschätzen, was im Trend liegt und was wieder vergehen wird. Und mit einem guten Rückzugsort kann die Kreativität kommen!“
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