Who the f* is Stacey?

Kennst Du Stacey?

Stacey ist der Grund, warum Du heute als Mensch mit Leitungsverantwortung ernsthaft über Deine Führungskultur nachdenken solltest. Wieso? Dazu komme ich gleich…

Es kommt meistens anders, als Du denkst. Das ist es doch, was wir nach anderthalb Jahren Pandemie, „remote“ Führung und Digitalisierungsschub mit Sicherheit sagen können, oder? Es kommt immer anders. Und wenn Du damit rechnest, dann bleibt es genau so. Es gibt mehr als erwartet, weniger als erhofft. Es ist kompliziert. Ist es wirklich nur kompliziert? Oder nicht doch eher komplex? Chaotisch gar?

Was ist da eigentlich der Unterschied? Im Alltag zählt doch eigentlich nur, dass es anders ist, als gedacht, anders als bisher. Ungewohnt. Unklar. Ungewiss und Unsicher.

Stacey kann uns da sicher weiterhelfen

Ralph Stacey – das ist ein kluger Kopf. Er hat ein übersichtliches und überaus einleuchtendes Koordinatensystem entwickelt, das in zweierlei Weise hilfreich ist.

  1. Es hilft uns zu verstehen, welcher Natur die Anforderungen sind, die uns bevorstehen und
  2. gibt es einen Hinweis darauf, wie wir in Sachen Problemlösung vielleicht besser vorankommen.

Wer von dem Modell profitieren will, muss es sich nur kurz vor Augen führen.

Auf der y-Achse wird notiert, ob die an uns gestellte Anforderung sehr klar, begrenzt, überschaubar und eindeutig ist oder wie weit sie eher unklar, mehrdeutig, vielschichtig daher kommt. Einen Nagel in die Wand zu schlagen ist vermutlich also eine eher einfache Aufgabe, klar messbar, vorhersehbar, abgrenzbar.  Eine Organisation oder ein Unternehmen durch eine Pandemie zu manövrieren… hm.. nun ja…diese Anforderung kommt schon mit etwas mehr Komplexität ums Eck.

Hammer, Nagel, fertig!

Die x-Achse ist die Lösungsachse. In der „Nagel in die Wand“-Frage  ist die Anzahl sinnvoller Werkzeuge hinlänglich bekannt. Wenn klar ist, was das geeignete Werkzeug für die Herausforderung ist,  muss man nicht in großen Workshops Zukunftsvisionen entwickeln, um zu wissen, dass der Hammer den Job gut und sehr zuverlässig erledigt – der ist bewährt und es gibt ihn vielleicht sogar schon in den CI-Farben des Unternehmens.

Wer heutzutage eine Teamleitung innehat, der weiß, dass es in der Regel eher um vielschichtigere Anforderungen geht. Die eindeutige Lösung ist nicht immer naheliegend. In Teamkontexten haben wir es vermehrt mit Wechselwirkungen zu tun, mit unvorhersehbaren Entwicklungen und Herausforderungen. Mit Menschen arbeiten ist eigentlich nie ganz einfach. Kommen Kontextfaktoren wie Digitalisierung, strategische Neuausrichtungen, gesellschaftliche Umbrüche hinzu, wird die Leitungsaufgabe sehr schnell sehr unübersichtlich. Dann sind die Lösungsansätze Mangelware. Keiner kann genau sagen, welcher Lösungsansatz sich morgen als der richtige erweisen wird. Zu vieles ist neu, unklar, unerprobt und ungewiss.

Jetzt wird die Sache spannend

Stacey zeigt uns, wie wir in Teamkontexten an die verschiedenen Anforderungen herangehen können, die uns im Alltag begegnen. Auf der 45°-Linie finden wir die Kurzanleitung. Je näher am Nullpunkt, umso einfacher und anspruchsloser Aufgabe, Lösung und Führungsverhalten. Da klappt traditionell direktives Top Down Verhalten noch sehr gut. Eine*r sagt an, die anderen machen. Genau so. Effektiv! Auf Dauer vielleicht ein wenig langweilig.

Da passiert nix, aber auch gar nix mehr

Wer in diesem traditionellen Führungsverhalten und den zugehörigen Hierarchien zu Hause ist, kann damit glücklich werden. So lange die Umwelt ihn lässt und die Anforderungen entsprechend überschaubar bleiben. Wenn alles klar ist, ist eben alles klar. Man macht, was man immer schon machte. Solide.

Jetzt ist das halt aber kein Wunschkonzert, dieses Leben

Werden die Anforderungen höher, wie z.B. in großen Organisationen, in denen viele Hierarchiestufen durchlaufen werden müssen, dann wird’s kompliziert. Kompliziert ist noch machbar. Da kann man strukturieren, evaluieren, Prozesse optimieren, dann geht da schon noch was! Ein guter Plan ist in komplizierten Systemen immer noch ein guter Plan. Wir entwerfen Vorlagen und Protokolle um Wissen zu lenken und Energie zu kanalisieren. Bürokratie entsteht und hilft uns zunächst dabei, Vergleichbarkeit herzustellen und Überblick zu bewahren. Zunächst.

Komplexe Wechselwirkungen lachen über Pläne

Nicht erst in der Pandemie dämmert manchen von uns, dass Regulation allerdings nicht der Weg ist, um Zukunft aktiv zu gestalten. Wir merken an immer mehr Ecken und Enden und Anforderungsprofilen, wie die bisherigen Lösungen und Verhaltensweisen nicht genügen, weil Aufgaben nicht mehr nur linear umfassender werden, sondern auch in ihrer Ausprägung vielfältiger und ungewohnter. Wir müssen unser Leitungsverhalten anpassen und uns von traditionellen „Top Down“ und „Management by Exception“-Mustern lösen. Das widerstrebt unserem Bedürfnis nach Kontrolle und Sicherheit.

Vertrauen, fragen, scheitern, lernen und von vorn beginnen

Komplex wird’s, wenn nicht nur Chefs mitreden möchten, sondern auch Kolleg*innen, Mitbewerber*innen, gesellschaftliche Stakeholder, die eigene mentale Verfassung, die Kommunalpolitik, etc…. Dann merken wir, dass wir gar nicht so autonom sind, wie wir es oft meinen. Wir sind abhängig von unzähligen Faktoren, wir leben und denken in Netzwerken. Und diese Netzwerke sind die Chancen und die Grenzen unseres Gestaltungsspielraums. Das ist nicht mehr überblickbar. Wissen alleine hilft nicht mehr. Kompetenzen sind gefragt, Improvisation und Innovation – auch im Leitungskontext. Wir kommen an die Grenzen der Leistungsfähigkeit einzelner und darüber hinaus. Einer alleine kann das schlicht nicht meistern. Top Down verwaltet und bewahrt das Vergangene. Um zukünftige Prozesse gestalten zu können, brauchen wir die verschiedenen Perspektiven anderer. Kommunikation ist die neue Schlüsselqualifikation.

An der Grenze zum Chaos – oder einen Schritt weiter?

Kommt dann noch so ein Virus daher, sind wir schnell mal dabei anzumerken, dass die Grenze vom Komplexen ins Chaotische nicht so einfach zu ziehen ist. In chaotischen Systemen, die von Zufällen bereichert und heimgesucht werden, müssen wir nochmal anders an die Sache rangehen. Systeme, die resiliente Strukturen ausprägen müssen, tun gut daran, sich mit Fragen der Emergenz und Selbstorganisation auseinanderzusetzen. Denn: Wenn nichts mehr zu funktionieren scheint – was tun wir dann? Ohne agile Herangehensweisen sind wir nicht erst an diesem Punkt grenzenlos überfordert.

Stacey weiß das…

Je mehr die Herausforderungen an uns also unsicher, ungewiss und unklar sind, umso wichtiger wird flexibles Handeln, Denken und Entscheiden: Auf die sich wandelnden Kontexte schnell reagieren, mit Umwelt und Mitmenschen in flachen Hierarchien im Austausch stehen, Mut zum Scheitern haben und für Innovationen, experimentieren anstelle von überregulieren, Demut vor und Wertschätzung für andere Ideen und Herangehensweisen, wertschätzende Kommunikation, Respekt vor der Expertise anderer, etc. Das sind die Tools, die eher zur Bewältigung komplexer und chaotischer Anforderungen geeignet sind.

Wenn Du herausfinden willst, wie weit Du mit kannst oder musst auf dieser Linie in Richtung Agilität, dann frag Dich selbst:

  • Welche Qualität haben die Anforderungen, denen Dein Team im Alltag gegenüber steht?
  • Hast Du den Überblick über alle wichtigen Aspekte?
  • Sind errungene Erfolge Deine oder die Deines Teams?
  • Ist alles Wissen im Team jederzeit für alle verfügbar?
  • Was machst Du, um die Kreativität und Lust am Experimentieren in Deinem Team zu fördern?
  • Wird Dir Deine ToDo Liste oft zu voll, weil es eh alles besser wird, wenn Du es selbst tust?
  • Kannst Du Dein Team einfach mal machen lassen, ohne es zu kontrollieren?
  • Zieht ihr als Team gemeinsam Rückschlüsse aus geschehenen Fehlern?
  • Wie oft holt und gebt Ihr Euch gegenseitig aufrichtiges Feedback?
  • Darf Dir Dein Team widersprechen?
  • Weißt Du selbst, wo der Hammer hängt?
  • Und kannst Du ihn da auch mal lassen…?

Im Herbst werden wir ein wenig weiter ins Thema Agilität und Selbstorganisation schnuppern. Schau mal rein!

 

Und wenn Du noch genauer wissen willst, wer Stacey ist, und was er sonst noch so tut, dann findest Du hier seinen Wikieintrag.

 

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