Nachruf auf Karl Foitzik

Am Samstag, den 22. Januar 2022 verstarb Prof. Dr. Karl Foitzik. Als ich 1996 zum 2. Vorsitzenden gewählt wurde, hatte Karl Foitzik kurz zuvor das Amt des 1. Vorsitzenden des Studienzentrums für evangelische Jugendarbeit e.V. von Christof Bäumler übernommen. „Karl, Du machst das“, so wurde er von seinem ehemaligen Doktorvater an dessen Sterbebett berufen. Was Karl Foitzik stets so kommentierte: „Ich bin noch nie so schnell zu einer neuen Aufgabe gekommen.“

Kaum gewählt begann für ihn eine herausfordernde Zeit. Es ging um nichts anderes als die Zukunft des Studienzentrums. Als ehrenamtlicher Vorsitzender erfüllte er von 1996 bis 2008 erfolgreich mit Herzblut und großer Ausdauer diese Aufgabe – oder sollte ich sagen diesen Kampf, um das Studienzentrum zu retten. Darüber hinaus war Prof. Foitzik immer auch ein gefragter Referent im Aufbauprogramm Theologie des Studienzentrums. In den Seminaren vor Ort oder dann auch in den aufkommenden E-Learning-Kursen, die wir miteinander durchführten, Karl Foitzik schaffte es, die Teilnehmenden mit seinem Wissen, seiner anschaulichen Lehre und seiner Begeisterung anzustecken. Er zog Menschen ins Gespräch mit „Gott und der Welt“. Nicht nur seine Erkundungen in die Welt der Bibel öffneten Augen und Herzen. Er ermutigte auch dazu, unbequemen Fragen nachzugehen und über den eigenen Horizont zu blicken. Wer wie er das Leben und seine Theologie so eng miteinander verbinden konnte, hatte ein feines Gespür für die Fragen und die Zweifel, die Hoffnungen und Sehnsüchte der anderen.

Karl Foitziks Stärke war seine Nahbarkeit. Ich entsinne mich, wie er in einem Seminar in Josefstal zutiefst berührt vom Tod einer seiner Söhne sprach. Sein Schmerz war raumgreifend und zugleich konnten wir uns so öffnen für seine Hoffnungsgeschichten. In solchen Situationen entwickelten sich Gesprächsrunden, in denen Sätze fielen wie: „Darüber habe ich nie gesprochen.“ Es war seine besondere Art, „sich sichtbar zu machen“, die uns andere ermutigte, selbst sichtbar zu werden.

Als ich ihn im Frühjahr 2018 zu unserem letzten gemeinsamen Kurs in Neuendettelsau abholte, war ich unsicher, ob er die anstehenden fünf Kurstage körperlich bewältigen würde. Aber kaum begann Karl Foitzik zu lehren, waren alle meine Bedenken wie weggewischt. Eine Teilnehmerin brachte es später für die Gruppe so auf den Punkt: „Karl“, sagte sie (Karl Foitzik bot allen stets das Du an), „als Du so mühsam in den Raum kamst, dachte ich, was will uns dieser alte Mann schon sagen. Jetzt kann ich nur sagen: Wie unglaublich jung Du bist. Unglaublich jung in Deinem Kopf.“

Auf der Rückfahrt von diesem letzten gemeinsamen Kurs sprachen wir über unsere Vorstellungen von Gott. Es ging um das Person-sein Gottes oder eher doch seinem Energie-sein? Die Frage war im Kurs aufgekommen. Kurz vor seinem Zuhause meinte er: „Wahrscheinlich ist Gott irgendwie beides.“ Den Tonfall, wie er es damals sagte, höre ich bis heute: Er sprach voller Gewissheit und neugieriger Offenheit, die ihn bis zuletzt nicht losließ.

Mein Nach-Ruf gilt darum dem, der uns jetzt diesen Schritt voraus ist. Den Schritt vom Glauben zum endgültigen Sehen. „Es wird gesät verweslich und wird auferstehen unverweslich.“ (1. Kor 15,42) Nichts anderes hat er mich mit seiner Existenz gelehrt.

Rainer Brandt, Leiter des Studienzentrums 2002-2018

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