Sahelzone. Wer Bäume pflanzen will, geht definitiv anderswo hin. Hier hat das keinen Zweck. Knochentrockenes Land – Warum abmühen? Warum Bäume pflanzen in der Wüste? Warum ein totes Pferd satteln? Warum in schrumpfende Organisationen investieren?
Warum Bäume pflanzen in der Wüste?
Hätte Yacouba Sawadogo sich das genauso gedacht, es gäbe seinen Wald in Burkina Faso heute nicht. Mit einiger Faszination habe ich letztens in einer Reportage von seinem Langmut gehört, mit dem er tatsächlich mitten in der Wüste einen Wald erschaffen hat – gepflanzt, gegossen, gehegt, gepflegt. Jetzt wächst der da.
Mitten in der Wüste
In Zeiten allgegenwärtigen Mangels fällt es nicht leicht, positiv und zukunftsorientiert zu denken: Fachkräftemangel, rückgehende Steuermittel und Dauervakanzen, eklatante Zeitnot, Mangel an Beziehung, Wertschätzung, Zuwendung. Eigentlich überall, wo man hinsieht. Wenn Belastungen und Anforderungen den Stresslevel hochhalten, wird auch das stärkste Zugpferd irgendwann lahm. Wohl dem also, der rechtzeitig Vorkehrung trifft. Wohl dem, der rechtzeitig daran denkt, das eigene (Leitungs-)verhalten den kleiner werdenden Ressourcen bzw. den wachsenden Anforderungen anzupassen.
When times get rough
In Mangelzeiten hagelt es Durchhalteparolen und Widerstand an allen Orten: Das Mantra von „Krone richten, weitermachen“ begegnet uns quasi überall: auf Postkartenständern und in Coachingbüchern. Ja, es ist Wüstenzeit, das Pferd ist halbtot, aber „Hey, Aufstehen, Krone richten.. weitermachen“… Ich möchte an dieser Stelle ein beherztes „Naja“ aussprechen. Einem Halbtoten das „Weitermachen!“ als Empfehlung zu geben, ist schon auch verzweifelt auf eine Art. Vielleicht gelingt es, wenn wir den Satz ein wenig ändern: Aufrichten, Nachdenken, Anpassen und Multiplikatoren entwickeln….
Aber Moment, kurz von vorne
Führungskraft sein und Leitung übernehmen, dranbleiben in Zeiten des Mangels – dazu gehört schon eine kleine Prise Wahnsinn oder Mut oder Idealismus. Und damit es auf Dauer eine Chance hat, zu gelingen, hilft es extrem, wenn man einen Plan hat, reflektiert handelt und ihn dann angemessen umsetzt. Einen Plan gegen Mangel sozusagen, gegen Überlastung. Einen Plan wider alle Durchhalteparolen. Einen Plan zur Begeisterung für einen Wald in der Wüste.
Krise braucht anderes Verhalten
Traditionelles Führungsverhalten mit klaren Hierarchien, Top Down Management und extrinsischen Motivationsmechanismen kommt in die Krise, wenn die Krise kommt. Wäre es anders, wäre es ja keine Krise. Was wir dabei oft nicht mitdenken ist, dass keiner von uns absichtlich am Krisenmanangement scheitert. Keiner von uns möchte gern ein „naja ok“ Teamleiter sein. Wir wollen gute Chefs sein. Wir handeln aus den besten Motiven heraus. Kommt manchmal außen nicht direkt so an, ist aber gut gemeint. Traditionelles Leitungsverhalten schafft für unsere Teams Verhaltensmuster, die sich letztlich in Strukturen manifestieren. Strukturen, die dann später dafür sorgen, dass Entwicklung und Wachstum außerhalb der vorgesehenen Bahn schwierig wird. Und diese Strukturen bestätigen wir immer wieder selbst. Wenn wir Liegengebliebenes selbst erledigen, wenn wir die letzten sind, die das Licht ausmachen, wenn wir finden, es würde reichen, wenn nur ich mich hineinfuchse in Gesetzestexte und Bestimmung, in die neue Software oder oder…. Das sorgt dafür, dass wir selbst wirklich fleißig, schlau und vorbildlich und nah am Burnout sind – aber auch dafür, dass die Menschen in unseren Teams nicht wachsen können.
Sei ein Gärtner!
Ein Führungsverhalten, das das eigene Team krisensicher aufstellen möchte muss anders aussehen. Und das beginnt mit der Einsicht, dass ein Team mehr als eine Leitungsperson und Ausführende sind. Teamleitung für Krisenzeiten stellt jede*n einzelnen so auf, dass er oder sie stabil und gut verwurzelt, stark und verlässlich ist. Wer so leitet, kann auf einen gewissen Multiplikatoreneffekt bauen. Die eigene Belastung wird geringer, weil andere mittragen. Es entsteht neuer Raum, um als Leitung das zu tun, was wirklich kein anderer macht: nach vorne sehen und den Weg durch die Krise finden. Das gelingt, wenn die Leitung dafür Sorge trägt, dass die Mitarbeitenden selbst sich entfalten und wachsen können.
Wie das geht?
Indem Du …
- als Leitungsperson eine gute Balance findest zwischen Unterstützen und Fordern
- Freiraum lässt, damit Menschen sich entfalten können
- die speziellen Bedürfnisse Deiner Mitarbeitenden siehst und ihnen daran angemessene Förderung zu kommen lässt
- Deine Mitarbeitenden wertschätzt und ihren Beitrag zum Gesamtprojekt würdigst.
- gemeinsam mit ihnen angemessene Ziele setzt und sie Deine Mitarbeitenden selbst erreichen lässt
- tatsächliche Verantwortung aus der Hand gibst und
- auch in schwierigen Situationen diese Verantwortung bei den Menschen belässt
- Deine Mitarbeitenden unterstützt und Sie selbst mitbestimmen lässt, in welche Richtung sie sich noch weiter entwickeln möchten.
- Dir Zeit um Zuhören nimmst und dazu gemeinsam mit anderen zu denken
- zum Ermöglicher und Ermutiger wirst und Bäume pflanzt in der Wüste