Ja, aber.. Widerstand in Veränderungsprozessen

Ja aber,

… habt ihr auch daran gedacht, dass…

… ich find‘ das nicht sehr überzeugend

… das haben wir so noch nie gemacht

 Vom Widerstand in Veränderungsprozessen

Seien wir mal ehrlich: Widerstände nerven. Sie bremsen das Vorankommen, sie verhindern schnelle Entscheidungen, sie machen schlechte Laune.

Und was am schlimmsten ist: Implizit stellen sie die Handelnden ins Unrecht – wer steht da schon gerne? Dabei ist es ganz gleich, ob es um den Wechsel der Kaffeesorte im Automaten, die Maßnahmen der Regierung zur Eindämmung der Coronapandemie oder die Entwicklung eines neuen Angebots geht. Jede Neuerung, oder neudeutsch: jeder Change kann ihn hervorrufen.

Widerstände sind die kleinen Geschwister der großen Konflikte

– also lassen wir die Kleinen lieber schlafen, bevor es richtig Ärger gibt, oder? Wenn wir möglichst lange nicht hingucken, beschwichtigen oder wegargumentieren, dann verschwindet er vielleicht?

Wer das schon einmal versucht hat, weiß, das geht nach hinten los. Widerstände lassen sich nicht wegignorieren. Schlimmstenfalls kollabiert die Zusammenarbeit, das Team zerstreitet sich oder wird arbeitsunfähig.

Also was tun?

Die einzige Art, Widerstand konstruktiv zu handhaben, ist, ihn gnadenlos ernst zu nehmen. Dabei ist es hilfreich, sich zunächst über die Art des Widerstands klar zu werden.

Er kann wortreich daherkommen in Gegenargumenten und Vorwürfen und schlechte Witze auf Kosten anderer reißen, zynische Kommentare abgeben und das Vorhaben oder die handelnden Personen ins Lächerliche ziehen. Oder aber er flüstert und bringt unterm Tisch Unruhe ins Team. Manchmal schweigt er einfach und hat dabei die Arme verschränkt. Er spielt während der Besprechung demonstrativ mit dem Smartphone oder kommt erst gar nicht zum Meeting. Manchmal gähnt er auch einfach gelangweilt oder drückt sich in Krankheit aus. Widerstand hat viele Gesichter. So richtig sympathisch ist keines davon. Und dennoch:

Widerstand ist der nervige Nachbar der besseren Lösung

Hören Sie den Widerstand. Gerade in größeren Veränderungsprozessen müssen Raum und Zeit eingeplant werden, um mit ihm umzugehen – Gespräche über Ängste, Gefühle, über Regeln, Normen und Motivationen helfen, die dahinterliegenden Bedürfnisse offenzulegen. Wer sich dem stellt, kann erfahren, dass Widerstände oft genug nicht dem Interesse von Einzelpersonen entspringen, sondern tatsächlich auf offene Fragen und wichtige Entscheidungen hinweisen, die noch nicht zur Genüge durchdacht sind. Dass wichtige Werte Gefahr laufen, über Bord zu gehen oder die Bedürfnisse vieler nicht beachtet wurden. Eigentlich wird es erst dann spannend, wenn Widerstände auf dem Tisch sind. Freuen Sie sich demnach ruhig, wenn das aktuelle Vorgehen auf Kritik stößt, die aktiv und offen verbal geäußert sind. Sie haben ein Team, in dem genug Vertrauen vorhanden ist – Gratulation! Und in allen anderen Fällen: Wagen Sie es einfach und sprechen Sie den Widerstand mal an – vielleicht hilft er ja weiter, wenn er eh schon grad da ist.

Und falls nicht: angeblich gibt es tatsächlich einen gewissen Prozentsatz von Menschen, die immer dagegen sind. Selbst wenn Sie sie ernstnehmen möchten. Aber einen Versuch ist es wert – allemal!

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