Julika Bake, Fortbildungs- und Öffentlichkeitsreferentin, schreibt zum dritten Advent:
„Es gibt ja vieles, was in mir Widerstand auslöst. Dieser Satz gehört dazu. Fürchte dich nicht. Das klingt eher kuschelig und geborgen. Nach: Du bist sicher. Du kannst sitzen bleiben. Nach: Ich bin bei Dir, ich mach das schon. Fürchte Dich nicht, das sagt man zu einem Kind, jemandem, der schutzbedürftig ist, der sich nicht selber helfen kann. Jemandem der hilflos ist oder ohnmächtig und vor allem auch passiv.
Und ich denke: Kann es das gewesen sein? Ziehen wir uns denn nicht schon genug zurück? Hinein in unsere Wohlfühlblase, in die Komfortzone, in der uns nichts fordert, nichts ängstigt, nichts aufrüttelt, nichts berührt: Wir machen die Augen zu vor ertrinkenden Menschen, vor Verzweiflung und Flucht, vor Rassismus und himmelschreiender Ungerechtigkeit, vor den krassen Folgen der Klimakatastrophe. Stattdessen achtet jede*r auf sich und die, die ihr*ihm am nächsten stehen. Pflegt Freundschaften und das Gemüsebeet. Ich selbst ja auch, mit viel Freude und etwas weniger Talent (was das Gemüse betrifft). Alles bleibt harmlos, alles bleibt überschaubar, alles furchtlos und angstfrei.
Versteht mich nicht falsch, das ist auch mal gut so. Und doch: an den großen Fragen ändert sich so nichts, oder? Und so war das von Gott nicht gemeint, oder? Was, wenn es heißen soll: Fürchte Dich nicht, Du kannst das? Steh auf und pack es an. Ich habe Dir eine Stimme gegeben, einen Körper, einen Geist. Die sind nicht zur Besinnung da, mit denen bewegst Du was. Beten UND arbeiten, träumen UND aktiv werden, Rückzug UND Engagement – das gehört zusammen, ganz im Sinne Dorothee Sölles. Die Welt ändert sich nicht von allein.“
Julika Bake
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Buchtipp: „Wider den Luxus der Hoffnungslosigkeit“ von Dorothee Sölle und Fulbert Steffensky, Herder, 1995