Agil – nur für Hipster & Hunde?

Agil – ist das nicht das mit dem Bürokicker und Hipsterzöpfchen?

Oder irgendwas mit Hunden?

In den letzten Jahren ist ja überall die Rede von agil… agile Teams, agile Führung, agile Zusammenarbeit. Die nächste Wildsau, die durchs Dorf getrieben wird? Kann man so sehen – macht aber nicht schlauer. Ein genauerer zweiter Blick kann zeigen, was es damit auf sich hat. Warum gerade der soziale Sektor in Sachen Agilität eigentlich einen meilenweiten Vorsprung hat, darum geht es im heutigen Blog.

Agiles Mindset – manche mögen es gar nicht mehr hören, weil es so sehr nach Start up Culture und Berlin Prenzelberg klingt. Ich wage es dennoch – ich behaupte sogar, die meisten unserer Leser*innen haben es schon lange, nennen es aber nicht so.

Agiles Denken postuliert Ansätze als innovativ und neu, die ganz vertraut sind, wenn wir einen Blick über den Rand der Sozialbubble hinaus in Richtung Buddhabowl wagen.

Der Mensch rückt in den Mittelpunkt

Lange Zeit war es state of the art, klare Ansagen und Hierarchien zu nutzen um aus dem „homo oeconomicus“ möglichst fehlerfreie Leistung zu pressen. Lineare Fertigungsprozesse und einfache kausale Zusammenhänge bestimmten den klassischen Arbeitsalltag: Heute ist Montag, immer Montag wird xy gemacht! Der Kunde möchte XY, da haben wir doch was im Regal! Im agilen Arbeiten rückt der Mensch in seiner Gesamtheit und in seiner Veränderlichkeit mehr in den Mittelpunkt des Geschehens. Es geht darum, die tieferen Bedürfnisse potenzieller Kund*innen wahrzunehmen und zu verstehen und es geht darum, die Bedürfnisse im Miteinander des Teams wahr- und ernst zu nehmen.

Kooperation statt Konkurrenz

Agiles Arbeiten geht davon aus, dass wir Menschen durch Kooperation besser werden. Konkurrenz und Besitzstandswahrungsdenken gelten als kontraproduktiv – und ganz im Ernst, viele Studien der Gegenwart legen den Schluss nahe, dass da wirklich einiges dran ist. Der „return on invest“ lässt sich nicht nur in Wohlfbefinden sondern auch in Leistungssteigerung messen. Es geht also um Teams, um Kommunikation und um gemeinsames Schaffen kreativer Innovation.

Prozesse statt starre Strukturen

Die agilen Methoden nehmen ernst, dass unsere Umwelt sich ändert und mit ihr die Herausforderungen, denen wir gegenüberstehen – und zwar immer schneller. Agile Methoden akzeptieren, dass die Lösungen von gestern vielleicht heute gerade noch taugen, aber morgen nicht mehr funktionieren. Sie legen Feedbackschleifen an – Möglichkeiten, den eigenen Weg ständig zu überprüfen, um zu sehen, ob er noch gangbar ist und ob das Ziel noch das richtige ist. Sie leben also vom ständigen Austausch mit dem Kontext des Arbeitens und verbessern so die Qualität des Angebots. Dabei wird das eigene Vorgehen regelmäßig daraufhin hinterfragt, ob es noch den Bedürfnissen von Team und Kund*innen entspricht – und wenn nicht, wird es halt angepasst.

Fehler statt Perfektion – Perfektion durch Fehler

Wer im klassischen Arbeiten zu viele Fehler macht, bangt möglicherweise berechtigt um seinen Job – im agilen Denken sind Fehler eingeplant und erwünscht. Einziges Kriterium: Mache viele Fehler, bevor sie zu einem späteren Zeitpunkt teuer werden – also bereits in der Entwicklungsphase. So vermeidet man, nach vielleicht zwei Jahren harter Entwicklungsarbeit feststellen zu müssen, dass das Auto nicht in die Normgarage passt, das Angebot für Jugendliche parallel zu den Fußballtrainingszeiten geplant ist oder das Telefon bereits erfunden…

Machen statt Planen

Dazu hilft es, schnell ins Tun zu kommen. Gerade im Design Thinking oder Scrum werden schnell Prototypen geschaffen, an welchen sich Fehlentwicklungen frühzeitig – im Dialog mit den „Kunden“ entdecken lassen. Änderungen und Anpassungen lassen sich in die nächsten Entwicklungsschritte integrieren und das Ergebnis der Arbeit entspricht tatsächlich mehr den Bedürfnissen der Kund*innen.

Führung als Funktion statt als Position

Kernelement eines agilen Mindsets ist die Schaffung eines weitgehend hierarchiefreien, fehlerfreundlichen Raumes. Wo „oben und unten“ ein gängiges Denkmodell ist, kann Kreativität sich nicht so frei entfalten, wie es für eine gute Lösung wichtig ist. Das bedeutet aber nicht, dass agil gleich anarchisch ist. Leitung als Funktion wird ernst genommen und in Form von verschiedenen Rollen und Agenden bereitgestellt.

Agiles Mindset heißt also nichts anderes als Zugewandtheit an Mensch und Welt. Wertschätzung und Akzeptanz, die Einsicht, dass „alles fließt“ und Veränderung das Wesen der Welt ist. Die Überzeugung, dass Offenheit, Transparenz und ein wertungsfreies Miteinander den einzelnen helfen können, ihre Talente zu entfalten und zum Wohle aller einzusetzen. Der Glaube daran, dass Gemeinschaft zwar Regeln braucht, aber keine Herrschaft und dann zu einem besseren Leben für alle führt… Wer hätte das gedacht?

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